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4 Strategien der Kollapsleugnung

Hier möchte ich 4 Strategien vorstellen und diskutieren, die ich innerhalb der Klimabewegung regelmäßig beobachte.

Hoffnung auf soziale Kipppunkte / disruptive Veränderungen
Im Zuge der COVID-19 Pandemie und der Klimakrise wird dafür gekämpft, dass die Politik nach den Empfehlungen der Wissenschaft handeln solle. Dabei sollen vor allem die Szenarien als Grundlage für Entscheidungen dienen, die von den Wissenschaftler*innen als die wahrscheinlichsten angenommen werden. Bei Kollapsszenarien verhält es sich aber paradoxerweise genau umgekehrt. Es werden die unwahrscheinlichsten Szenarien angestrebt, wie beispielsweise die Hoffnung auf soziale Kipppunkte. Handlungsleitend scheint in diesem Falle eher eine Art Wunschdenken, als die tatsächlichen Fakten zu sein. Dies führt dazu, dass es keinerlei Vorbereitungen und Pläne für einen Zusammenbruch gibt.

Fatalistische Kollapsnarrative
Die Vorstellung, dass der Kollaps ein abruptes Ende bedeutet und wir dann „eh alle tot sind“, leugnet den vorhandenen Gestaltungsspielraum. Es gibt unterschiedliche Theorien darüber, wie ein Kollaps stattfinden wird. Allen gemein ist aber, dass es sich dabei eher um einen Prozess handelt, der unterschiedlich lange dauern kann. Auch hier werden Gestaltungsräume nicht genutzt und Chancen vertan, vulnerable Gruppen und den globalen Süden zu schützen. Dass es eine Zeit nach dem Kollaps geben wird, wird außerdem komplett ignoriert.

Selektive Wahrnehmung wissenschaftlicher Fakten
Der wichtigste Slogan der Klimabewegung lautet: Hört auf die Wissenschaft! Dabei scheinen aber nur die wissenschaftlichen Fakten gemeint zu sein, die in ein bestimmtes Weltbild passen. Ignoriert werden vorallem Fakten, die für einen gesellschaftlichen Zusammenbruch sprechen.
Beispiel: Ein öffentlicher Brief, der von über 500 Wissenschaftler*innen aus 30 Ländern unterzeichnet wurde, fordert die politischen Entscheidungsträger*innen auf, sich stärker mit dem wachsenden Risiko gesellschaftlicher Störungen und Zusammenbrüche aufgrund von Klima- und Umweltschäden zu beschäftigen. Die Unterzeichner*innen sind Spezialist*innen in verschiedenen Themenbereichen auf diesem Gebiet. Seit seinem Erscheinen am 7. Dezember 2020 in der englischen Zeitschrift The Guardian, wurde dieser Brief kaum in der Klimabewegung zur Kenntnis genommen, noch diskutiert.

Quelle: http://iflas.blogspot.com/2020/12/international-scholars-warning-on.html

Flucht in überschaubare Projekte
Die Konzentration auf überschaubare Projekte kann viele Ursachen haben. Es kann aber auch eine Stratgie sein, ein Stück der Realität zu entfliehen und sich dadurch eine Art von Entlastung zu schaffen. Es spricht natürlich nichts dagegen sich für kleiner Projekte stark zu machen. Wenn der dadurch gewonnene Beruhigungseffekt aber nicht dazu führt, sich weiter mit dem systemischen Zusammenbruch zu beschäftigen, kann dies fatale Folgen haben, weil die Möglichkeiten einer bewussten Einflussnahme nicht genutzt werden.
Beispiel: Ein prominentes Beispiel für die Funktionsweise dieser Mechanismen könnte Prof. Hans Joachim Schellnhuber der ehemalige Direktor des Potsdam Instituts für Klimafolgenforschung sein. Er beschäftigt sich seit vielen Jahrzehnten mit der Klimakrise und weiß vermutlich wie kaum ein anderer, wie es um die Zukunft unseres Planeten bestellt ist. Von ihm stammt folgender Satz: „Ich sage Ihnen, dass wir unsere Kinder in einen globalen Schulbus hineinschieben, der mit 98-prozentiger Wahrscheinlichkeit tödlich verunglückt.“ Schellnhuber scheint sich also der Aussichtslosigkeit, den Klimakollaps noch verhindern zu können, bewusst zu sein. Auf der anderen Seite gründete er kürzlich die Initiative „Bauhaus der Erde“, welche sich als Keimzelle einer globalen Bewegung sieht, die das Ziel hat, die gebaute Umwelt in den nächsten Jahrzehnten nachhaltig zu transformieren.

Siehe auch: Die 5 Stufendes Krisenbewusstseins von Paul Chefurka: http://www.paulchefurka.ca/

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