von

Katastrophische Gedanken denken: Eine traumatisierte Empfindlichkeit auf einem wärmeren Planeten

In ihrem Artikel , welcher im Februar 2022 im American Journal of Psychoanalysis erschien, lädt die Psychoanalytikerin Susan Kassouf dazu ein, Katastrophendenken zu kultivieren, anstatt es zu pathologisieren, „da es uns ermöglichen kann, die Realitäten des Zusammenbruchs des Klimas und der Ökosysteme zu verarbeiten und darauf zu reagieren.“ Sie führt darin den Begriff der „traumatisierten Empfindlichkeit“ ein. Dieser Zustand entsteht, „wenn Menschen, gelernt haben, katastrophal zu denken, weiterzumachen und zu handeln, während sie persönliche und planetarische Traumata im Auge behalten.“ Der Begriff beschreibt eine neue Zeitlichkeit des Traumas, welches nicht wie bisher in der Vergangenheit liegt und aus einer stabilen und sicheren Gegenwart verarbeitet, rekonstruiert und erinnert werden muss. „Im Gegensatz dazu verspricht der Klimawandel, dass die Stabilität der Vergangenheit angehört, mit zunehmendem Chaos und Massensterben in der Gegenwart und Zukunft.“ Aus Sicht traumatisierter Empfindlichkeit:
- ist Vernichtung denkbar und die Welt nicht (mehr) sicher.
- ist Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit ertragbar und schränkt unsere Denk- und Handlungsfähigkeit nicht ein.
- kann Stärke aus Verwundbarkeit und Abhängigkeit gezogen werden, anstatt Abwehrmaßnahmen zu ergreifen.
- bleiben die Realitätsprinzipien von Freude, Entzücken, Freundlichkeit, Schönheit, Staunen, Mitgefühl, Kreativität, Humor, Wachstum und Anmut bestehen.
- wird unsere individuelle und kollektive Mitschuld an der Umweltzerstörung anerkannt. Dabei kann entsprechendes Handeln, eine Form von vielen sein, die unsere Verantwortung annehmen kann.

Link zum Artikel

Zurück